Developer Workshop Experience

Standortdaten sind potenziell hochsensible Informationen, die tiefe Rückschlüsse auf Personen zulassen – deshalb suchen wir im Rahmen des Projektes SIMPORT nach verschiedenen Wegen, die digitale Souveränität von Menschen in Bezug auf Standortdaten zu stärken. Bereits Ende Mai haben wir User Workshops durchgeführt, um Bedürfnisse von App-Nutzer:innen hinsichtlich der Erhebung und Verarbeitung standortbezogener und persönlicher Daten sowie Wünsche in Bezug auf eine höhere Privatsphäre ihrer Standortinformationen zu ermitteln.

Anknüpfend daran stand die Entwicklung von Softwarelösungen rund um Location Privacy bei einem Developer Workshop am 30. Juni im Vordergrund. In einem aktiven Austausch mit Menschen rund um die Entwicklung von standortbezogenen Diensten konnten wir konkret Meinungen, Ideen und Kritik zu einem geplanten Datenschutz-Toolkit einholen. Die acht Teilnehmenden waren größtenteils Entwickler:innen, aber auch Gründer:innen und junge Entrepeneurs, die in ihrer täglichen Arbeit mit Standortdiensten (Location Based Services) involviert sind.

Welche Aspekte sind auf dem Weg zu einer informierte Entscheidung zu berücksichtigen?

Dieses Toolkit soll es Nutzer:innen ermöglichen, den Abruf von Positionsdaten selbstständig unter anderem mit zeitlichen Beschränkungen oder automatisch generierter Ungenauigkeiten der eigenen Koordinaten zu verwalten. Dadurch sollen Nutzer:innen eine souveräne Kontrolle über die eigenen Standortdaten erhalten und folgerichtig informierte Entscheidungen darüber treffen können, welche Positionsdaten wann und wie mit welchen standortbasierten Apps geteilt werden.

Was braucht ein Datenschutz-Tookit, um die digitale Souveränität von Nutzer:innen zu stärken?

Nach einem offenen Austausch über aktuelle Praktiken von Location Privacy und Informed Consent folgten Gruppendiskussionen zu den folgenden Themen:

  • Central management logic with standardized control mechanics
    Hier diskutierten die Teilnehmenden darüber, welche Funktionen den Nutzer:innen zur Verfügung stehen sollten, um volle Kontrolle über die eigenen Positionsdaten zu behalten. Außerdem wurde darüber nachgedacht, wie solche Funktionen in das geplante Datenschutz-Toolkit implementiert werden könnten.
  • Standardized user interface to enable consistent user control
    Hier wurde sich darüber ausgetauscht, welche User Interface (UI) Elemente in einem Datenschutz-Toolkit zur Verfügung stehen sollten. Dabei stellten sich die Fragen, welche visuellen und funktionalen Anpassungsmöglichkeiten erlaubt sind und ob die Elemente auch für Entwickler:innen anpassbar sein sollten.
  • Intuitive and transparent access to background information
    Hier wurde überlegt, welche Hintergrundinformationen den Nutzer:innen angezeigt werden sollen. Dabei standen die User Experience im Vordergrund und Überlegungen im Raum, wie viel Text und Informationen die Nutzer:innen überfordert oder gar als störend empfunden werden.

In einer abschließenden Runde wurden die Ergebnisse der Gruppenarbeiten im Einzelnen vorgestellt und eingehend diskutiert.

Fazit

Wir haben viele sehr spannende Einblicke und Ideen von den Teilnehmenden rund um das Thema Location Privacy erhalten. Aus Sicht der Entwickler:innen ist das geplante Datenschutz-Toolkit wichtig für die Bewusstseinsbildung der Gesellschaft für das Thema Datenschutz. Es hat Potenzial zu einem besseren Verständnis der Funktionsweise von Apps beizutragen, wodurch Nutzer:innen ein positiveres Gefühl bei der Verwendung von Apps erhalten könnten. Mitunter werden auch Transparenz und Vertrauen gefördert, wodurch Skeptiker:innen an Bord geholt werden könnten. Zuletzt erkennen die Teilnehmenden im Allgemeinen die Notwendigkeit von Nutzerkontrolle, wenn es um die eigenen Standortdaten geht – das verdeutlicht auch die nachstehenden Ergebnisse einer Umfrage im Rahmen des Workshops.

Auch kritische Stimmen konnten eingefangen werden: Das Toolkit könnte etwa aus Sicht der Teilnehmenden erheblichen Aufwand sowohl für die Nutzer:innen als auch für Entwickler:innen bedeuten. Eine Befürchtung der Teilnehmenden ist, dass die Unternehmen hinter den Smartphone-Betriebssystemen iOS bzw. Android bereits vergleichbare Features für die Zukunft planen und das Toolkit unter Umständen obsolet macht. Des Weiteren sei es eine große Herausforderung, ein derart vielseitiges Toolkit zu entwickeln, welches für sehr diverse Plattformen funktioniert.

Ergebnisse einer Umfrage im Rahmen des Developer Workshops

Ausblick

Die Ergebnisse liefern einen wertvolles Fundament, um in weiteren Schritten die Entwicklung des angedeuteten Datenschutz-Toolkits anzugehen. Anhand der Erkenntnisse werden wir im Laufe des Projekts mit der konkreten Planung und Entwicklung der Software beginnen. Darüber hinaus wird untersucht, inwieweit die Ergebnisse aus den User und den Developer Workshops verknüpft werden können.