Im SIMPORT-Projekt verfolgen wir einen Ethics-by-Design Ansatz. Ethics-by-Design als Methode zielt darauf, ethische Fragestellungen während des Design-Prozesses sichtbar und nachvollziehbar zu bearbeiten. Dabei soll allen Beteiligten die Möglichkeit gegeben werden, zur Förderung von Produkten beizutragen, die einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben. Dabei wird jede Entscheidung im Projekt auf ihre Auswirkungen hin evaluiert und versucht, unbewusste Annahmen sichtbar zu machen. Die Ergebnisse unseres Einsatzes von Methoden für Ethics-by-Design werden zukünfitg in einem allgemein verwendbaren Leitfaden zusammengefasst.
Im Blog werden einige der Bausteine vorgestellt, die im Leitfaden enthalten sein werden. Zunächst starten wir mit dem „Personas Workshop“. Eine „Persona“ ist eine fiktive Beispielperson, die repräsentativ für eine bestimmte Zielgruppe in der Produkt-Entwicklung steht. Sie soll als Illustration dienen und Überlegungen rund um die spezifischen Bedürfnisse bestimmter Zielgruppen des Produkts erleichtern.
In der Auswahl von Zielgruppen überschneiden sich ethische, organisatorische und software-technische Überlegungen. Dabei geht es darum, Zielgruppen durch Personas sichtbar zu machen sowie zusätzliche Personas für bisher nicht beachtete mögliche Zielgruppen zu finden. Mit einer ethischen Perspektive werden nicht nur Personas erstellt, sondern auch reflektiert, welche Zielgruppen bisher implizit angenommen wurden. Die ethische Perspektive zeigt sich auch bei der Reflexion über die Stereotypisierung von Personas. Diese entsteht, da Personas leicht mit einer Zuspitzung auf bestimmte Merkmale dargestellt werden. Vor allem, wenn hier über Zielgruppen geredet wird, die nicht im Team selbst vertreten werden, kann es passieren, dass Personas von einer lebensechten Darstellung in ein Stereotyp abgleiten.
Nach der Erstellung der Personas kann zusätzlich untersucht werden, ob eine Persona eine „Reach-Persona“ oder eine „Ideal-Persona“ ist. Dabei stehen „Reach-Personas“ für diejenigen Zielgruppen, die mit rechtfertigbarem Aufwand erreicht werden können und „Ideal-Personas“ für diejenigen Zielgruppen, die man gerne erreichen würde, es aber z.B. zu ressourcenintensiv wäre, Produkt und Marketing auf sie zuzuschneiden. Entworfene Personas stehen in einem Spannungsfeld zwischen den gewünschten Handlungsmöglichkeiten und den konkreten zeitlichen und finanziellen Beschränkungen.
Im Rahmen des SIMPORT- Projektes wurden Personas für zwei unterschiedliche Entwicklungen angelegt: 1. Zur Weiterentwicklung der SIMPORT Lern-App (eine App, mit welcher die eigenen Positionsdaten in einer sicheren Umgebung gesammelt, visualisiert und ausgewertet werden können), 2. Zur Erstellung eines geplanten Datenschutz-Toolkits für Entwickler:innen von Produkten, die Standortdienste verwenden. Als Grundlage dienten jeweils vier beispielhafte Personas, die auf Diskussionen in internen und externen Workshops basieren. Die Teilnehmenden ergänzten zunächst die schon vorgeschlagenen Personas mit weiteren Informationen und schlugen darüber hinaus weitere Personas vor. Dazu wurde in einem Miro-Board kommentiert, die Ergebnisse vorgestellt sowie diskutiert, inwieweit die vorhandenen Personas ausreichend Vielfalt abbilden. Durch den Workshop konnten Reach-Personas identifiziert werden, die bisher noch nicht als Nutzer:innengruppe vorgesehen waren.
Beispielhaft einige der entwickelten Personas:
Für Interessierte, die gerne einen eigenen Personas-Workshop in ihrem Projekt durchführen möchten, bietet das Miroboard einen ersten Ansatzpunkt. Hier verdeutlichen einige beispielhaft ausgefüllte Templates den Ansatz. Leere Templates mit vorbereiteten Fragen laden zum Ausfüllen ein. Dort ist auch Platz vorhanden, um weitere Personas hinzuzufügen. Durch eine moderierte Diskussion können die Ergebnisse strukturiert und im Team reflektiert werden.