In vielen Ländern ist eine informierte Einwilligung erforderlich, bevor ein Diensteanbieter personenbezogene Daten von Nutzer:innen erheben kann. Bei standortbezogenen Diensten („location based services“, kurz LBS) gilt dies insbesondere für persönliche Standortinformationen, die tiefe Rückschlüsse auf eine Person ermöglichen können. Dazu haben wir im Rahmen des SIMPORT-Projektes den Artikel „‘Informed’ consent in popular location based services and digital sovereignty“ verfasst, der am 1. Februar 2022 im Journal of Location Based Services veröffentlicht wurde. Der Beitrag wurde auf der 16. Internationalen LBS Konferenz zudem mit dem Best Full Paper Award 2021 ausgezeichnet.
In dem Beitrag wird systematisch analysiert, wie in 40 beliebten LBS in den beiden größten App-Stores eine informierte Einverständniserklärung zur Erhebung persönlicher Standortdaten eingeholt wird. Zwei unabhängige Bewerter beurteilten den Inhalt, die Struktur und die Gestaltung der Dialoge, die von den Apps angezeigt werden, um die Zustimmung der Nutzer:innen einzuholen.
Auf der Grundlage ihrer Bewertung haben wir verbreitete Ansätze identifiziert, die in verschiedenen App-Kategorien und auf unterschiedlichen Plattformen verwendet werden, darunter die häufige Verwendung von „Dark Patterns“. Letztere sind Benutzeroberflächendesigns, die darauf abzielen, die Handlungen der Nutzer:innen zugunsten der Dienstanbieter zu manipulieren.
Wir heben die wichtigsten Probleme hervor, die sich aus diesen gemeinsamen Designs ergeben, erörtern spezifische Lücken im Verfahren zur Einholung des informierten Einverständnisses und schlagen Verbesserungen für dieses Verfahren vor. Darüber hinaus betrachten wir die aktuelle Praxis im Kontext der Stärkung digitaler Souveränität in Bezug auf persönliche Standortinformationen. Unsere Ergebnisse leisten einen Beitrag zur Gestaltung und Bewertung von Verfahren zur informierten Einverständniserklärung für künftige LBS in Forschung und Praxis.
Link zum Open Access Dokument